Perspektive und Räume zeichnen lernen: Tutorial und Grundlagen zur Perspektive, räumlichen Zeichnungen und Fluchtpunkten.

Perspektive und Räume zeichnen lernen: Tutorial und Grundlagen zur Perspektive, räumlichen Zeichnungen und Fluchtpunkten. Wie du deiner Zeichnung mehr Raum verleihen kannst, lernst du hier!

Augenhöhe und Fluchtpunkt

Ausgangspunkt für alles, was wir sehen und zeichnen wollen, sind unsere Augen. Deshalb sind auch unsere Blickrichtung und unser Standort ausschlaggebend für die Perspektive. Ob wir nun auf einem Berg stehen oder am Boden liegen, die Augenhöhe ist immer "unsere" Horizont- oder Bezugslinie, also auch, wenn sie dem tatsächlichen Horizont gar nicht entspricht.

Was wir sehen, verkürzt oder verschiebt sich optisch. Um das darstellen zu können, brauchen wir als Hilfsmittel Fluchtpunkte auf dem Horizont. Alle horizontalen und parallelen Linien verlaufen in den Fluchtpunkten ins Unendliche. Die vertikalen, also die senkrechten Linien, stehen im rechten Winkel zu der Horizontlinie.

Begnügen wir uns zunächst mit einem Fluchtpunkt. Wir sehen, wie aus einem einfachen, flachen Quadrat ein plastischer Würfel wird, bei dem sich alle parallelen Linien, die von uns wegstreben, in einem Fluchtpunkt treffen.

Sehen wir uns drei einfache Variationen an, bei denen sich nur die Augenhöhe verändert. Es liegen zwei waagerechte Würfelflächen oberhalb und unterhalb unserer Augenhöhe. Die Fluchtlinien fallen also ab und steigen zum Horizont hin an. Die senkrechten Linien bleiben davon unberührt. Nun verändern wir lediglich die Augenhöhe, also unseren Standpunkt. Wenn der Horizont über dem Objekt liegt, heißt das, dass wir es von oben betrachten - wir nennen das "Vogelperspektive". Liegt die Augenhöhe am unteren Bildrand oder sogar darunter, wird daraus die "Froschperspektive".

Mehrere Fluchtpunkte

Es kommt oft vor, dass der Fluchtpunkt nicht neben dem Objekt liegt, wie das auf den vorigen Seiten der Fall war, sondern auch innerhalb des Gegenstandes, etwa wenn wir ihn frontal sehen, also direkt davor stehen, oder wenn wir in einen Raum blicken oder in eine Straße hinein. Sie lässt sich so ganz leicht perspektivisch erfassen.

Häuser zeichnen

Wenn wir jedoch auf die Ecke eines Hauses schauen, benötigen wir die Konstruktion auf der Horizontallinie zwei Fluchtpunkte, und zwar auf verschiedenen Seiten des Objektes. Sie verändern ihre Position, wenn wir auch unseren Standpunkt ändern.

Übung: Würfel zeichnen

Besser als theoretische Erklärungen ist das Ausprobieren. Nimm zwei einfache Würfel, und zeichne sie mit verschiedenen Fluchtpunkten. Viele Formen lassen sich mit Hilfe der beiden Fluchtpunkte perspektivisch richtig darstellen. Wer gerne in Städten zeichnet oder Gebäude skizziert, sollte sich durch mehrere Übungen damit vertraut machen. Übrigens muss man wissen, dass die Fluchtpunkte nicht immer innerhalb der Bildfläche liegen, sondern auch außerhalb.

Sobald jedoch die Objekte nicht mehr rechtwinklig zueinander stehen oder wenn Straßenbiegungen oder Steigungen vorkommen, reichen zwei Fluchtpunkte nicht mehr aus. Auch die parallelen Linien von schrägen Hausdächern weisen nicht auf die Horizontlinie hin. Doch würde es zu viel des Guten bedeuten, hier auf alle Besonderheiten einzugehen. Für unsere Zwecke reicht es, die Grundzüge zu verstehen.

Perspektive - frei interpretiert

Im Unterschied zum Architekten muss der Künstler nicht befürchten, dass die von ihm gezeichneten Häuser einstürzen könnten. Es macht also nichts, wenn die Perspektive nicht stimmt. Besonders bei abstrakten Zeichnungen oder Comics sind korrekte Perspektiven nicht zwingend notwendig.

Geschichte

Künstler früherer Zeiten haben sich nicht mit der Perspektive, wie wir sie heute kennen, herumschlagen müssen. Sie kannten sie nämlich gar nicht. Was im Bild dominierend sein sollte, wurde größer, Unwichtiges kleiner dargestellt. In anderen Kulturen, wie zum Beispiel in Ägypten und im Orient, wurde eine Art "Treppendarstellung" entwickelt: Alles, was am oberen Bildrand war, galt als weit entfernt. Alle Objekte am unteren Rand waren dagegen näher. Dabei spielte die Größe der einzelnen Darstellungen keine Rolle.

Die europäischen Künstler begannen in der Renaissance, sich stärker mit der Räumlichkeit zu beschäftigen. Tiefenraumdarstellungen gab es zwar schon im Mittelalter, doch die Fluchtpunktperspektive wurde erst im 15. Jahrhundert angewandt.

Inzwischen ist Perspektive ein sehr weitläufiges Gebiet, und es lassen sich ganze Bücher darüber verfassen. Doch wenn man frei zeichnen möchte, genügen einige Grundkenntnisse, die dabei helfen, dass die Häuser und Kirchen auf dem Papier nicht umfallen.

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